Der „Verband nationaldeutscher Juden“ war eine der umstrittensten deutsch-jüdischen Organisationen seiner Zeit und ist es in der wissenschaftlichen Literatur auch bis heute geblieben. Wegen seines rigiden Antizionismus, seiner Ressentiments gegen zugewanderte Ostjuden und wegen seiner nationalkonservativen politischen Ausrichtung hat er stets als ein atypisches Phänomen am rechten Rand des deutschen Judentums gegolten. Mit dieser Studie liegt die erste umfassende Gesamtdarstellung vor. Das Buch ordnet den Verband sorgfältig in den soziopolitischen und kulturellen Kontext der Weimarer Republik und die frühen Jahre des nationalsozialistischen Regimes ein. Als Angehörige des nationalgesinnten Bildungsbürgertums und als Juden waren die Mitglieder des stark akademisch geprägten Verbandes von den Veränderungen nach 1918 doppelt getroffen: Sie teilten die Verunsicherungen und Ressentiments ihres Milieus und waren zugleich Opfer des massiv auflebenden Antisemitismus, der nicht zuletzt ihre eigenen bildungsbürgerlichen Kreise erfasst hatte. Der Autor geht mit seiner Untersuchung über eine reine Organisationsgeschichte hinaus. Durch die Weiterentwicklung der Etablierten-Außenseiter-Theorie von Norbert Elias eröffnet seine Analyse einen neuartigen Zugang zu zentralen Fragen der modernen deutsch-jüdischen Geschichte. 864 Seiten
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